Warum sind Standboxen nicht unbedingt besser als Kompaktboxen?
Es gibt sehr gute Kompaktboxen, die vielen Standboxen problemlos das Wasser reichen können.
Standboxen haben ein größeres Gehäusevolumen als Kompaktboxen und meistens auch mehr oder zumindest größere Lautsprecher und damit mehr Membranfläche. Dies bringt im allgemeinen den Vorteil eines höheren Wirkungsgrades, die Möglichkeit höhere Lautstärkepegel wiederzugeben und schließlich auch noch einen größeren Tiefgang.
Der Wirkungsgrad einer Lautsprecherbox sagt aus, wieviel der Energie, die vom Verstärker an die Box abgegeben wird, auch tatsächlich genutzt wird. Eine Box mit höherem Wirkungsgrad wird also bei gleicher Verstärkerleistung lauter spielen. Die Summe der Membranflächen muss die zugeführte Energie umsetzen und auch aushalten. Mehr Membranfläche kann bei gleichem Material schlicht mehr Energie aufnehmen bzw. aushalten als eine kleinere Membranfläche des gleichen Materials. Daher können Standboxen im allgemeinen größere Lautstärkepegel wiedergeben. Diese beiden Vorteile von Standboxen lassen sich durch die Wahl eines leistungsfähigen Verstärkers und durch die Wahl eines anderen Materials für die Lautsprechermembran kompensieren.
Zu dem größeren Tiefgang von Standboxen bleibt zu entgegnen, dass es sehr gute Kompaktlautsprecher gibt, die einen gewaltigen Tiefgang bieten, der nicht selten mit dem Tiefgang einer Standbox mithalten kann. Dies liegt schlicht daran, dass viele erhältliche Standboxen, die Prinzip bedingten Vorteile zu Gunsten eines niedrigen Verkaufspreises, nicht ausnutzen, gleichzeitig aber Hersteller mit Liebe zum Detail, sehr viel mehr aus einem kleinen Gehäuse heraus holen, als früher möglich schien, beispielsweise durch die Verwendung der Bassreflextechnik. Die Wahl eines besonders belastbaren Materials für die Lautsprechermembran wiederum verbessert die Pegelfestigkeit.
Es gibt sehr gute Kompaktboxen, die vielen Standboxen problemlos das Wasser reichen können.
Welche Daten des Herstellers helfen nun bei der Vorauswahl? Bezüglich des Tiefgangs sollte man zunächst herausfinden, wie der angegebene Frequenzbereich aus dem sogenannten Frequenzgang ermittelt wurde. Der Frequenzgang ist ein Diagramm in dem der Schalldruck, gemessen in Dezibel (dB), gegen die Frequenz aufgetragen wird. Im Idealfall sollte dort eine horizontale Linie gemessen werden. Also gleicher Schalldruck für alle Frequenzen. Genau dies Versuchen die Hersteller hinzubekommen aber im allgemeinen gibt es zum einen eine leichte Welligkeit und zum anderen einen drastischen Abfall hin zu ganz tiefen und ganz hohen Frequenzen. Wird nun die DIN-Norm (45500) benutzt um die minimale und die maximale Frequenz zu bestimmen, die ein Lautsprecher wiedergeben kann, so erscheint im Datenblatt des Herstellers eine sehr niedrige untere Grenzfrequenz, gleichwohl der Schalldruck bei der Grenzfrequenz um bis zu 10 dB unter dem Normalbereich liegen kann. Zur Orientierung: Der Abfall eines Signals um 3 dB bedeutet, dass nur noch die Hälfte der Leistung abgestrahlt wird! So ein Lautsprecher wird also einen Ton dieser unteren Grenzfrequenz im Vergleich zu Tönen mit höherer Frequenz so leise wiedergeben, dass er nicht mehr wahrnehmbar ist. Deshalb auch die modernere und realistischere +/- 3 dB Notation. Wie der Name schon sagt wird dabei als untere Grenzfrequenz des Lautsprechers die Frequenz genommen, bei der der Schalldruck lediglich 3 dB unter dem Normalbereich liegt. Also unbedingt aufpassen, dass man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht.
Weiterhin sollte die oben erwähnte Welligkeit des Schalldrucks im Normalbereich möglichst gering ausfallen, insbesondere im mitteleren Frequenzbereich, denn dort ist das menschliche Gehör besonders empfindlich.
Und nun viel Spaß beim Kauf neuer Kompaktboxen. Mein Tipp: Einfach mal bei Nubert vorbeischauen.